Eine qualitative Studie
Die Grundlage für das Buch, ist die von Julia Steib geschriebene Masterarbeit im Fach klinische Psychologie. Es widmet sich der noch viel zu wenig beachteten Situation von spät Diagnostizierten Frauen mit ADHS, die Kinder haben.
Im ersten und zweiten Kapitel des Buches befasst sich Julia Steib mit den Grundlagen von ADHS und der Geschichte der Frau und wie sehr sich die Anforderungen und Erwartungen an sie über die Jahre verändert haben. In diesem Kapitel spürt man förmlich den Druck, dem Frauen immer wieder ausgesetzt waren, um den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen. Bis in die heutige Zeit hinein.
Im dritten und vierten Kapitel geht es um die wissenschaftlichen Methoden der Masterarbeit und wie genau die Ergebnisse ausgewertet wurden.
Die konkreten Darstellungen der Interwies, die Julia Steib mit 9 Frauen im Alter von 31 – 43 Jahren geführt hat, sind dann in Kapitel 5 zu lesen.
Außer dem Alter erfährt man über die Frauen z.B. noch, wie alt sie bei der Diagnosestellung waren und welche komorbiden Störungen sie haben.
Die Autorin hat sich mit insgesamt 3 Fragestellungen aus den Bereichen Herausforderungen und Belastungen, Rollenbild und Gesellschaft sowie Ressourcen und Copingstrategien beschäftigt.
Es folgen die Interpretation der Ergebnisse, ein kurzes Fazit und ein gut 16-seitiges Literaturverzeichnis.
Meine Empfehlung: Das Buch ist vor allem eine wissenschaftliche Arbeit, was man auch an dem Preis von fast 70 € bei 152 Seiten erkennen kann. Für eine Person, die sich mit dem Thema ADHS bei Frauen schon beschäftigt hat, gibt es vielleicht wenig neue Erkenntnisse, die Tatsache das alle Interwieten Frauen Mütter sind, bringt jedoch schon neue Erkenntnisse mit sich.
Interessant sind auch die wörtlich notierten Reden der Interwieten Frauen. Es macht einfach einen unterschied ob über jemanden Berichtet wird, oder ob die betroffen Personen selbst zu Wort kommen.
Kurz vor Ende des Buches, hatte ich das Gefühl, als Mutter mit ADHS ist einfach alles schwer und freute mich auf den Teil, der sich mit den Ressourcen beschäftigte. Der ist für meinen Geschmack viel zu klein ausgefallen, dass hätte ich mir anders gewünscht, zumal es ja auch ein Teil der Fragestellung war.
Wer sich jedoch wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen möchte und vor allem auch die Herangehensweisen und Methoden interessieren, für den wird sich die Investition sicher lohnen.
Cornelia Kiefer