Direkt zum Inhalt

AD(H)S und Wahrnehmungsauffälligkeiten

Früherkennung und Prävention im Kindergarten und in der 1. Klasse

Image
AD(H)S und Wahrnehmungsauffälligkeiten
Birgit Ruf, Karin Arthen
Verlag
Auer, 3. Auflage 2015
ISBN-Nummer
978-3-403-04544-1
Preis
25,90 €
Kaufen bei Diana Künne, Pädagogischer Verlag und Buchhandlung

Während die Früherkennung und Prävention von Auffälligkeiten in der körperlichen, geistigen und Wahrnehmungsentwicklung von Kindern schon längst zum Kenntnisstand von Erzieherinnen, Heilpädagogen (m/w) sowie Grundschullehrern (m/w) gehört, werden Krankheitszeichen, die auf eine Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hinweisen, noch viel zu häufig fehlinterpretiert. Eltern wird empfohlen, abzuwarten, das würde sich verwachsen, oder ein Erziehungsdefizit im Elternhaus unterstellt. Erst wenn diese Symptome unter den Leistungsanforderungen der Schule so deutlich zu Tage treten, dass eine negative Schulkarriere befürchtet werden muss, werden Kinder mit Verdacht auf eine ADHS einem Arzt zur Diagnose vorgestellt. Viel zu spät, wie viele Fachleute warnen! Inzwischen sind wertvolle Entwicklungsjahre ungenutzt verstrichen, haben sich Symptome u. U. verfestigt.

Bisher gab es keine spezielle Fachliteratur, die pädagogische Fachkräfte im Kindergarten und zu Beginn der Schulzeit für diese Kinder und ihre Probleme sensibilisiert, sie über das Störungsbild umfassend und ideologiefrei informiert. Vor allem fehlte es an unterstützendem Material, den Entwicklungsstand zu überprüfen sowie die besonderen Ressourcen dieser Kinder zu erfassen. Mit dem vorliegenden Fachbuch haben die Autorinnen Birgit Ruf und Karin Arthen Pionierarbeit in der Früherkennung und Prävention der ADHS im Kindergarten und in der 1. Grundschulklasse geleistet.

Im Theorieteil wird die lebensbegleitende Störung unter Berücksichtigung der Probleme und ihrer Lösungsmöglichkeiten in der Kindergarten- und Vorschulzeit ausführlich geschildert. Ursachen, alterstypische Symptome, Dignostik und bewährte Behandlungsformen werden ebenso beschrieben wie Schulfähigkeitskriterien und Interventionsmöglichkeiten.

In der Einführung zUm Praxisteil schreiben die Autorinnen: »Dies (Anm.: die Früherkennung und Prävention) dient keinesfalls dem Zweck, die Kinder zu stigmatisieren oder auszusondern. Vielmehr kann durch das rechtzeitige Erkennen von Frühsymptomen vielen Kindern geholfen werden, so dass sie nicht erst in den Teufelskreis von schulversagen, Schulunlust und einer Systematischen Entwertung ihres Selbstwertgefühlls geraten.«

Die besondere Leistung von Birgit Ruf und Karin Arthen zeigt sich vor allem in der Erarbeitung des übersichtlichen Testmaterials für die Entwicklungsprüfung und dessen einfacher Handhabung. Die Fragebögen zur Entwicklungseinschätzung für Eltern und Pädagogen enthalten Fragen nach dem (nicht zufriedenstellenden) Entwicklungsstand sowie den positiven Seiten. Um die Broschüre nicht zerknicken zu müssen, wäre es wünschenswert, wenn der Verlag die Fragebögen und Testvordrucke zusätzlich als kopierfähige Vorlage anbieten würde.

Das Fachheft ist allen pädagogischen Fachkräften zu empfehlen, zu deren Aufgabe die Entwicklungseinschätzung von Kindern zwischen 5 und 7-8 Jahren gehört. Ebenso eignet es sich als Unterrichtsmaterial für Fachschulen und Fachhochschulen, an denen diese Fachkräfte ausgebildet werden. Es gehört in jeden Kindergarten und ist für jene Eltern empfehlenswert, die die Arbeit der Pädagogen unterstützen und sich selbst intensiv mit der Entwicklung ihres Kindes auseinandersetzen wollen.

Die Testinstrumente wurden von den Autorinnen, selbst Heilpädagoginnen, in Zusammenarbeit mit anerkannten ADHS-Experten entwickelt und erprobt. Darüber hinaus kann Birgit Ruf als langjährige Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Eltern von ADHS-Kindern auf eine umfangreiche Erfahrung mit diesem Personenkreis zurückblicken.

Gesamturteil: Sehr gut

Gertraude Fydrich

aus neue AKZENTE Nr. 72/2006