Coaching für Erwachsene mit ADS
Rezension der 1. Auflage
Wir erkennen schnell, dass Christine Beerwerth sich nicht erst seit gestern mit dem Thema ADS befasst. Ihre Vorschläge als Chance von Menschen mit ADS sind praxiserprobt und gut nachvollziehbar.
Sie beginnt mit Begriffserklärungen anhand von Metaphern und setzt diese anschauliche Darstellung konsequent fort in ihrem Buch, - hilfreich für Betroffene, die oft im Dschungel des Lesestoffs untergehen. Dabei bleibt sie sowohl nah am Menschen als auch am Thema und verliert die Besonderheiten einer ADS nie aus den Augen. Sie empfiehlt Strategien, die immer am individuellen Bedürfnis des Coachee orientiert sind. Dabei erkennt sie die Kernprobleme. Sie greift die Fallen im täglichen Leben mit ADS auf. Denn Menschen mit ADS werden nicht mal eben aus einmal erlebtem Schaden klug, sie entwickeln – sofern sie es wirklich wollen - durch die Begleitung des Coachs vor Ort – sozusagen hautnah – Über–Lebensstrategien.
Wer sich noch nicht auskennt, bekommt eine Ahnung, welche Durststrecken zu überwinden sind und welche Arbeit geleistet werden muss, um den Lebens- und Berufsalltag in all seinen Facetten zu »sortieren« und tragfähig zu machen. Hier bietet Christine Beerwerth mit originellen Beispielen gerade auch Angehörigen Anknüpfpunkte und neue Erkenntnisse. Sie trägt in einem Teil des Buches Berichte aus dem Münsteraner ADS-Netzwerk zusammen, die erkennen lassen, dass Coaching und Therapie sich nicht ausschließen, wohl aber gut ergänzen können. Ebenfalls unterstreicht sie, wie wichtig eine fachärztliche Betreuung und ggf. eine medikamentöse Behandlung sein kann, weil sie oftmals den Coachee erst in die Lage versetzt, sich auf den Coaching - Prozess einzulassen und die Ideen umzusetzen.
Klug dosiert und strukturiert gibt Christine Beerwerth ihre Kreativität und ihr spezielles Know-How preis, so dass Sozial- und Fachkompetenz der Menschen, die sich hierauf einlassen, wachsen können. Dem Gefühls- und Alltagschaos von Menschen mit ADS wird hier auf liebevolle, unsentimentale Weise mit realistischen Tipps und Tricks begegnet.
Ich denke, Christine Beerwerths Buch steht unter einem guten Stern. Sie geht einen mutigen Schritt weiter als manche psychiatrischen und psychotherapeutischen Programme es uns anbieten.
Karin Knudsen
aus neue AKZENTE Nr. 77/2007