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Kafir

Allah sei Dank bin ich Atheist

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Kafir
Amed Sherwan, Katrine Hoop
Verlag
Edition Nautilus
ISBN-Nummer
978-3-960-54238-4

Der Titel klingt schon sehr provokativ. Hat bei mir, eine gläubige Christin, ihre Wirkung nicht verfehlt und deshalb habe ich das Buch ausgewählt.

Amed Sherwan, geb. 1998 in Irakisch-Kurdistan, war gläubiger Moslem und machte alles was verlangt wurde, besonders streng. Selbst in den Ferien ging er freiwillig in die Koranschule und lernte arabisch. In der Schule konnte er sich nicht lange konzentrieren. Außerdem war er ungeschickt und hatte viele Unfälle, auch auf Grund einer Fehlstellung der Füße. Statt Hausaufgaben zu machen, streunte er lieber durch die Gegend. Auch in der Werkstatt seines Vaters war er nicht zu gebrauchen. Half seiner Mutter lieber, im Haushalt und beim Kochen. Nach Umzug und Schulwechsel, mit 9 Jahren, wird er Klassenclown und frech den Lehrern gegenüber, dadurch wurde er nicht mehr gemobbt und gewann „Freunde“ (Anerkennung). Die Mutter, die ihn sonst vor dem cholerischen Vater in Schutz nahm, glaubte, dass Amed von einem bösen Geist (Djinn) besessen sei und bringt ihn zu einem, dafür „ausgebildeten“ Imam. Der Imam versuchte Amed mit Schlägen und Koranversen diesen auszutreiben. Danach hat Amed Tics, Schluckauf, Alpträume und das Vertrauen zu seiner Mutter verloren.

Nachdem er Zugang zum Internet hat und kritische Texte über den Koran lesen kann, glaubt er nicht mehr an Allah (Gott) und sagte es auch noch öffentlich. Daraufhin kommt er mit 15 Jahren wegen Gotteslästerung ins Gefängnis und wird gefoltert. Sein Vater hat ihn angezeigt, als Erziehungsmaßnahme. Der Vater hatte aber mit der Reaktion der Staatsbeamten und den Misshandlungen nicht gerechnet. Er und sein Onkel holen ihn auch wieder aus dem Gefängnis.

Amed flieht auf abenteuerliche Weise nach Deutschland. Er erhält die Diagnose ADHS und begibt sich in Therapie. Das ist das einzige Mal, dass ADHS erwähnt wird. Von der Therapie erfährt der Leser nichts.

Alle Versuche einen höheren Schulabschluss zu erreichen oder gar zu studieren, um Journalist zu werden, scheiterten.

Seit 2014 lebt er in einer norddeutschen Kleinstadt und betätigt sich heute als Blogger und Aktivist. Er kämpft für Meinungs- und Glaubensfreiheit in muslimischen Communitys.

In Deutschland ist er ein „Flüchtlingsgesicht“ ohne Identität. Die Einheimischen bemitleiden ihn oder haben Angst vor ihm. Für die Landsleute ist er untragbar und ein Hassobjekt.

Für mich war es ein spannendes Buch, für ADHS, hat es wenig gebracht. 

Das Ende ist für mich versöhnlich. Ich glaube, dass Amed ein „Gläubiger“ ist, weil er dem Hass und schlechten Weltbildern widersteht. Und wie seine Freundin und Mitautorin schon sagte: „Es kommt nicht darauf an, wie der Glaube heißt, sondern wie er gelebt wird.“  Wer Hass schürt ist kein „Gläubiger“, egal in welcher Religion.

 

Helga Dreyer