Eine schmerzhafte Enge in meinem Hals, ich ringe nach Luft, das Herz pocht schnell und immer lauter – oh nein, da ist sie wieder: Die Angst! Dieses gruselige Gefühl, vor dem ich mittlerweile mehr Angst habe als vor den eigentlichen Situationen und Dingen. Doof, dass die Angst vor der Angst die ganze Sache noch schlimmer macht, es quasi zu einer Angst vor der Angst vor der Angst kommt. Und so weiter …
Wie schön wäre es, wenn die Angst ihre Bedrohlichkeit verlieren und uns als kuscheliges Wesen begegnen könnte, das in uns wohnt und um unsere Sicherheit bemüht ist! Dem wir dankbar sind und das sogar unser Freund ist. Klingt schräg? Weil total erfunden und kitschig und dazu völlig unrealistisch? Ja, finde ich auch. - Und doch ist es mir passiert. Dazu brauchte es lediglich das niedlich illustrierte Kinderbuch „Du bist also meine Angst“ von Elisa Eckartsberg und ein bisschen Zeit, mich mit dieser Vorstellung anzufreunden.
In diesem Buch wagt ein kleiner Junge mal einen Blick in sich hinein, als er abends in der Dunkelheit Angst bekommt. Im Folgenden, wunderschön illustrierten Dialog mit der Angst erfahren wir, warum das pelzige, pummelige Geschöpf mit der Antenne auf dem Kopf in bestimmten Situationen pflichtbewusst an unserem Herzen rüttelt, sich gegen unsere Lunge stemmt und es sich in unserer Kehle breit macht, obwohl es eigentlich eher so der faule und gemütliche Typ ist und sich freuen würde, wenn wir unsere Gedanken hinterfragen und so dazu beitragen könnten, dass die „Zentrale“ (unser Gehirn) ihm nicht ständig den Auftrag zum Alarm erteilen würde.
Spüre ich jetzt die ersten Anzeichen der typischen Angstsymptome, muss ich manchmal zärtlich schmunzeln. Oft stelle ich dann fest, dass ich meinen putzigen Freund völlig grundlos um sein gemütliches Schläfchen gebracht habe und murmele in mich hinein: „Alles gut, kannst dich wieder hinlegen. Komm schon klar.“ Klappt natürlich nicht immer. Bin ja auch nur ein Mensch. Aber meine Angst ist bei Weitem nicht mehr das beängstigende Monster, für das ich sie mal gehalten habe.
Dieses Buch ist der Renner in unserer Selbsthilfegruppe, dicht gefolgt von seiner Fortsetzung „Wut, wozu bist du denn gut?“. Absolute Empfehlung!
Vera Bergmann