Ratgeber - Erziehungsgeschichten und Sachtexte für gute Noten
Wo auch immer man dieses Buch aufschlägt: Es ist interessant. Es ist spannend, lehrreich und auch noch unterhaltsam. Und dabei geht es um nichts Geringeres als die Erziehung unserer Kinder. Auf 280 Seiten widmet sich der Autor Detlef Träbert rund achtzig Erziehungsthemen aus Elternhaus und Schule, untergliedert in die Bereiche „Für den Ernst des Lebens erziehen,“, „Stressfreie Hausaufgaben und selbstständiges Lernen“, „Motivation, Konzentration, ADHS“ und „Gemeinschaftsprobleme, Angst, schlechte Noten …“. So viele Themen in einem Band? Da mögen Zweifel aufkommen, vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich durchweg um Themen von elementarer Bedeutung für die seelische Gesundheit des Kindes handelt, für sein Wohlbefinden, seinen Lernerfolg und seinen Wunsch nach Gleichwertigkeit. Und doch kann der Autor überzeugen. Er greift Situationen auf, die aus dem Leben gegriffen sind und den meisten Eltern bekannt sein dürften, in denen sie sich vielleicht sogar wiederfinden werden, und er beschreibt sie kurz, prägnant und nachvollziehbar. Dabei bringt er das Wesentliche auf den Punkt – einleuchtend und ohne Belehrung.
Da geht es beispielsweise um so brisante Themen wie Belohnung, Null Bock oder Hausaufgaben, um Mobbing, Schulstress oder Pillen gegen ADHS, um Konzentrationsstörungen, Handys oder starke Väter. Mit markanten Überschriften lenken die kleinen Kapitel unsere Aufmerksamkeit auf sich, und dann folgt man dem Autor bereitwillig, weil er eben auch den Lesenden gegenüber - wie er es Erwachsenen den Kindern gegenüber empfiehlt - den richtigen Ton trifft, weil er sie informiert, aber nicht belehrt, sie ernst nimmt und genau weiß, wie schwer es manchmal ist. Er achtet auf Augenhöhe, will nicht entmutigen, sondern begleiten. Es sind diese kurzen, überschaubaren Kapitel, die das Buch so lesenswert machen, eigentlich keine leichte Kost und trotzdem gut verdaulich.
So markant wie die Überschriften – „Lernen ist wie Atmen“, „Warum Marc brüllt“ –, so prägnant sind die Abschlüsse. Detlef Träbert hebt die Essenz seiner Kapitel oft in kleinen Kästen hervor und präsentiert sie als Merksätze. Diese sind manchmal zum Schmunzeln, manchmal muss man wohl auch schlucken, immer aber animieren sie zum Nachdenken. Da heißt es z.B.: „Viele Eltern wollen ihre Kinder in die Seilbahn setzen, die zum Gipfel des Erfolgs führt, anstatt sie klettern zu lassen“ (S. 49) oder „Wenn Kinder träumen, erschaffen sie ein Universum“ (S. 240) und „Regelmäßige mütterliche Hausaufgabenhilfe ist die Fortsetzung des Stillens mit anderen Mitteln“ (S. 104). Zwischen Überschrift und Merksatz liegt eine Fülle von Fähigkeiten, mit denen der Autor seine Leser durch sein Buch begleitet: Verständnis für Eltern und Empathie für das Kind, Lebensklugheit und Fachkompetenz, Wärme und Appell, die Kunst, komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen und der Wunsch, in entscheidenden Situationen unterstützen zu können.
Begleitet wird der Autor von dem Künstler Bernd Zech. Dessen hin und wieder eingestreute Zeichnungen sind ebenso zurückhaltend wie aussagekräftig. Es sind feine, zeichnerische Impressionen, die keine Interpretationen vorgeben, wohl aber aufhorchen lassen, aufmerksam machen und hinführen zu dem jeweils angesprochenen Inhalt – in dieser Funktion ein integraler Bestandteil des Buches. Erwähnenswert sind auch die Fotos, z.B. das auf S. 227: ein kleines Mädchen, das beim Essen unbeachtet zwischen seinen handylesenden Eltern sitzt, oder das auf S. 242: ein etwa vierjähriger Junge, der hochkonzentriert beim Geschirrspülen hilft. Zeichnungen wie Fotos können sowohl veranschaulichen und fokussieren als auch auflockern und Raum geben für eigene Gedanken.
Das Leitmotiv dieses Buches, ausbalanciert zwischen professioneller Sachkompetenz und glaubwürdigem Einfühlungsvermögen, ist der Wunsch des Autors, Eltern Orientierung zu geben, wenn sie sich auf den Weg machen, ihr Kind zu einem selbstbewussten, psychisch gesunden und starken Menschen zu erziehen. „Schulerfolg ist lernbar“ sei allen Eltern wärmstens empfohlen. Es wird ihnen nicht nur Rückhalt geben, sondern ihnen auch verdeutlichen, wie groß ihre Verantwortung dem Kind gegenüber ist.
Beate Letschert
Der Autor:
Detlef Träbert ist Gründer des Schul-Beratungs-Service „Schubs“ in Köln. Er ist Autor etlicher Bücher zur Erziehungsberatung (erschienen bei MEDU und Beltz). Träbert hält Vorträge und leitet Workshops für Eltern in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland.